Konformitätstests erforden vollständige Prozesse

Wenn sich nicht nur bestimmte Sites Ihres Webauftritts angeschaut werden sollen, sondern ein Konformitätstest nach den Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) oder der EN 301 549 erfolgen soll, muss ein Querschnitt durch die Informationen und Funktionen Ihrer Website erstellt werden. Dieses Prinzip einer „repräsentativen Seitenauswahl“ findet sich in den BIK-Regeln, aber auch in den Fachmethoden zum Testen der WCAG wieder (WCAG-EM).

Ziel dieser Auswahl ist es, Seiten und Funktionen repräsentativ für alle Inhaltsarten und Features Ihrer Website auszuwählen, sodass nicht aufwändig jede Unterseite und jede Instanz einer Funktion intensiv (und teuer) überprüft werden muss, aber dennoch eine Aussage zur Zugänglichkeit eines Webauftritts getroffen werden kann.

Eine solche Querschnittsauswahl muss alle Funktionen eines Webauftritts beinhalten, was heißt, dass ein kompletter Nutzungsprozess (z. B. die Buchung eines Termins oder den Kauf einer Ware) in diese Seitenauswahl aufgenommen wird. Das Ziel ist auch hier, herauszufinden, ob und welche Barrieren (im Sinne der WCAG und darüber hinaus) bei der Nutzung der genannten Funktion auftreten können.

Die Herausforderung besteht nun darin, sich diesen vollständigen Prozess als Testender intensiv anzuschauen, gleichzeitig aber nicht Buchungen, Käufe oder sonstige Vertragsabschlüsse auzulösen.

Der einfachste Weg, dies zu vermeiden, ist, den Test auf einer Test- oder Entwicklungsumgebung auszuführen („Staging“), wo der Prozess zwar komplett einsehbar ist, aber ultimativ keine Vertragsabschlüsse (oder Buchungen oder Käufe etc.) verursacht werden können. Ist dies nicht möglich und kann vom Auftraggebenden nur das Live-System zur Verfügung gestellt werden, sollten notfalls Daten (z. B. Name, E-Mail, Lieferadresse) genannt werden, die die den Prozess Testenden eindeutig als solche zu erkennen geben (und Vertragsschlüsse im Test vermeiden, weil die z. B. Bestellungen manuell „aufgehalten“ werden).